In diesem Jahr war es endlich soweit. Ich konnte meinen Jakobsweg, den ich im Oktober 2015 in Konstanz beendete endlich wieder aufnehmen. Meine diesjährige Strecke verlief von Konstanz nach Einsiedeln, als sog. "Schwabenweg" gekennzeichnet durch die Ostschweiz. Danach ist der Jakobsweg als "Innerschweiz Weg" durch die Zentralschweiz gekennzeichnet und führte mich zu meinem diesjähren Etappenziel nach Interlaken am Brienzersee.
In 9 Tagen bin ich rd. 210 km gelaufen und überquerte vier Pässe. Der höchste Pass war das Haggenegg mit 1.414 m üNN. Ich musste 7.158 Höhenmeter aufwärts und 6.327 Höhenmeter abwärts überwinden. Der Weg an sieben wunderschönen Seen vorbei: Bodensee, Zürichsee, Sihlsee, Vierwaldstättersee, Sarnersee, Lungerersee und Brienzersee.
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Selbstverständlich hielt ich wieder meine Augen und Ohren offen, um diverse Oldtimer aufzuspüren. Ich fand einige schöne Exemplare zu Wasser, zu Land (Straße und Schiene) und auch in der Luft. Leider waren die Oldtimer in der Luft für ein ordentliches Foto zu weit entfernt.
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Das Detailfoto auf der Startseite gehört zu diesem herrlichen FBW Alpenwage SG aus dem Jahre 1964.
Mit diesem ehemaligen Postbus war eine Reisegruppe unterwegs und traf kurz nach mir im Kloster Fischingen ein, um dort ebenfalls zu übernachten.
Mich verbindet dieser rechts gelenkte Postbus mit vielen schönen Urlauben, zusammen mit meinen bereits verstorbenen Großeltern vor annähernd 40 Jahren im Berner Oberland.
Auch das für die Schweizer Postbusse typische Posthorn funktioniert noch. Damit machten die Postbuss auf schmalen Passstraßen auf sich aufmerksam, denn die Postbusse hatten Vorfahrt.
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Hier auf dem Foto leider nicht zu erkennen: Dieser FBW Alpenwagen hat bereits 534.252 km hinter sich gebracht und läuft weiterhin wie ein Schweizer Uhrwerk!
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Der Fahrgast stieg hinter dem Chauffeur ein, der dann auch gleich kassierte.
Ältere Schweizer Postbusse hatten sogar einen Briefschlitz an der Fahrerseite, um in den Bergdörfern die Post mitzunehmen.
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FBW steht für Franz Brozincevic & Cie Wetzikon. Diese Firma wurde von dem, im Jahre 1892 in die Schweiz eingewanderten Kroaten, Franz Brozincevic gegründet und baute ab 1918 Lastkraftwagen und Autobusse.
Zum Kloster Fischingen gehört heute auch eine kleine aber feine Brauerei, die das sogenannte PILGRIM Bier braut ( www.pilgrim.ch ). Das Bier war schon richtig lecker, aber es hatte auch seinen Preis: 5,80 SFr. für die 0,33 l Flasche! Ich probierte aber trotzdem, denn eine Wanderung macht auch sehr durstig. Besonders lecker fand ich das sog. Waldbier mit Pinienhonig, Kräuern und Tannenspitzen gebraut.
Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich meinen Pilgerweg an einem späteren Datum fortgesetzt! Am 17. Juni ist nämlich wieder Sommerbierfest und Tag der Offenen Brauerei. Eine Gruppe Oldtimerfreunde machte ebenfalls während meines dortigen Aufenthalts am Kloster Zwischenstop und genoss eine Führung mit Degustation in der Brauerei.
In den nächsten Tagen führte mich mein Weg weiter durch die Ostschweiz, über Rapperswil am Zürichsee, Kloster Einsiedeln, das Haggenegg mit 1.414 m üNN der höchste Punkt meiner Wanderung.
In Schwyz auf dem Marktplatz fand ich diesen Jeep Willys, der als Urahn aller heutigen Jeeps gilt. Er wurde ab 1940, aufgrund einer Ausschreibung der us-amerikanischen Armee, entwickelt und in großer Stückzahl hergestellt.
In Brunnen am Vierwaldstättersee setzten wir mit dem Schiff nach Treib über und setzten den Weg nach Stans fort.
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Dass die Schweizer im Tunnel- und Bergbahnenbau Meister sind, ist ja weltweit bekannt. Aus diesem Grund existieren auch heute noch zahlreiche Bergbahnen, die mit Zahnrad-Übertragung, oder als sog. Standseilbahnen große Höhen überwinden.
Den Weg eines solchen Exemplares kreuzte ich oberhalb von Stans und zwar die Standseilbahn aus dem Jahre 1983, die von den Bergbahn Pionieren Josef Durrer-Gasser und Franz-Josef Bucher-Durrer, beide aus Kerns, erbaut wurde. Diese Bahn transportierte 40 Personen in 45 Minuten und mit einer maximalen Steigung von 63% bis 1974 in drei Sektionen auf das Stanserhorn. Diese Standseilbahn wurde 1893 - 1903 mit der Straßenbahn Stansstad-Stans und der Dampfschiffstations Stansstad verbunden.
Eine Neuheit, der damals weltweit einzigen Standseilbahnanlage, die in drei Sektionen auf einen Berg führte, war auch das Bremssystem, die sogenannte Zangenbremsen. Bei einem Seilbruch wurde der Wagen automatisch an den Schienen festgeklemmt (Schraubstock-Effekt).
Die Wagen 1 und 2 verbinden noch heute - restauriert in den Jahren 2009 und 2010 die Mittelstation mit Stans. Sie ist mit 1.556 m die längste der drei Sektionen. 1970 zerstörte ein verheerender Brand das Hotel, das gleichzeitig Endstation auf dem Stanserhorn in 1875 m Höhe war und das Maschinenhaus. Die zweite und dritte Sektion wurde 1975 durch eine Luftseilbahn ersetzt.
Die heutige Luftseilbahn ist ebenfalls eine Weltneuheit. Mittels einer Wendeltreppe kann der Fahrgast von der vollkommen verglasten Fahrgastzelle auf das Deck der Gondel gelangen, wo er das Freiluft-Gefühl erleben darf ( www.stanserhorn.ch ).
Ein weiteres Highlight des Bergbahnbaus bekam ich leider nicht zu Gesicht.
Die berühmte Brienzer Rothorn Bahn. Sie ist eine dampfbetriebene Zahnradbahn, die von der Talstation auf 566 m üNN mit einer maximalen Steigung von 25% auf die 2.244 m üNN liegende Endstation Rothorn Kulm fährt. Für die rd. einstündige Fahrt, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 9 km/h, benötigt die Lok bergseits 300 kg Kohle und 2000 l Wasser.
Die Streckenlänge beträgt 7,6 km auf einer Spurweite von 800 mm, einer sog. Schmalspur.
Interessante Videos gibt es auf Youtube zu sehen!
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www.brienz-rothorn-bahn.ch
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Da ich mich bereits am Brienzersee befinde und von Interlaken wieder die Heimreise antreten musste, freut es mich besonders, dass ich das Schaufelrad-Dampfschiff "Lötschberg" nicht nur gehört, sondern auch im Einsatz gesehen habe. Das Salondampfschiff mit einer Länge von 56,60 m und einer Breite von 12,60 m hat nur einen Tiefgang von max. 1,45 m.
Die Lötschberg wurde als 299. und letzter Dampfer von der Züricher Firma Escher, Wyss & Cie gebaut und am 25. Juli 1914 in Betrieb genommen. Früher wurde das Dampfschiff mit Steinkohle, nach dem 2. Weltkrieg mit Holz und seit 1968 mit Heizöl angetrieben.
Im Winter 2000/2001 wurde es einer Generalrevision unterzogen und schiffert bis zu 800 Passagiere mit 13 kn (24 km/h) über den malerischen Brienzersee.
Hier fährt die Lötschberg zu ihrem Liegeplatz in Interlaken/Ost im Kanal, der den Brienzersee mit dem Thunersee verbindet. Dies geschieht rückwärts, da der Kanal zu eng zum Wenden des 56,6 m langen Schiffes ist.
Gruezi, merci und uf wiederluege in der Schwyz.
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